Samstag, 12. März 2011

ungünstICH

...tatsächlich habe ich mir einen äußerst unschönen Zeitpunkt zum Kranksein ausgesucht. Einmal eine große Portion Magen-Darm zum Mitnehmen, bitte! ... Uiii, Da ging ja fix! Also wenn Mc Donald´s es jemals schaffen würde, Burger und Co. in ähnlich formel1- anmutender Zeit fertig zu machen... Der Wahnsinn! Soll heißen: Dienstag noch mit den liebreizenden Kinderlein in einer Kita rumgetobt, Mittwoch Nachmittag schon Liebreiz gegen Brechreiz ausgetauscht und engere Bekanntschaft mit dem Badezimmer meiner Arbeitskollegin geschlossen. Geschlossen im wahrsten Sinne, wollte ich doch besonders den "Keramikthron", wie eine gewisse Dame aus meinem Umfeld immer so schön sagt, gar nicht mehr loslassen! Das ist natürlich ganz besonders schön, wenn man das erste mal irgendwo zu Gast ist.
Nun ja, Schamgefühl bei Seite.. Bin ich halt in einer fremden WG krank und blockiere das Badezimmer zweier Menschen, deren Namen ich nichtmal kenne, während meine Kollegin sich für eine monströs coole Party aufdonnert, die ich vermutlich nie wieder in meinem Leben erleben werde, während ich vor der Toilette hocke, mit diesem fremden Menschen, die nichtmal wissen, wer ich bin und während ich es natürlich auch nicht schaffe, in irgendeiner Weise so zu tun, als sei nichts. Wie war das noch mit dem Schamgefühl? Wäre ich nicht so kreidebleich gewesen, wäre der Anlass zur Schamesröte durchaus gegeben gewesen und wenn ich so drüber nachdenke, wäre es auch just im Moment durchaus angemessen, nachträglich die unpassende Umgebung meines plötzlichen Krankheitsausbruchs mittels einer das Gesicht besiedelnden Krebsröte zu signalisieren. Durchaus!

Aber weiter im Text. Ich bin krank. Alles was dazugehört. Während die GDL am Bahnhof fröhlich vor sich hin demonstriert, natürlich immer mit einer ordentlichen Flasche "Apfelschorle" im Gepäck, schleppe ich mich zum rettenden Bahngleis, hoffend, dass mein Zug innerhalb der nächsten Minuten einrollt, um mich direkt nach Haus zu kutschieren. Man sollte wissen, dass ich mein Badezimmer zu Hause schon gut kenne und es somit für meinen Magen äußerst unsinnig wäre, auch dieses noch genauer unter die Lupe zu nehmen!

Aber ich sagte ja bereits: Der Zeitpunkt war ungünstig:  Kein Zug in Sicht. Auch die Ausrede für meinem Magen zog in keinster Weise, leider kannte ich die santitären Anlagen des Bahnhofs in Hannover vorher auch nur flüchtig und das konnte sich mein Organ offensichtlich nicht entgehen lassen.
Zwei Interwievs später (" Du siehst aber genervt aus! - Ich bin krank- Jaa, stimmt, diese Streiks machen die meisten ja ganz krank!! Darf ich dich für unsere Zeitung fotografieren? NEIN!! Ich bin krank, verdammt") und ein Gespräch mit der Bahnhofsmission später: ( "Brauchen Sie Hilfe? Soll ich einen Rettungswagen holen?"- Hält der denn auch in Hamburg Dammtor?..) und zu guter Letzt ca. 2 Stunden später sitze ich in meinem rollenden Lazarett, einem nageleneuen ICE und schlafe berauscht durch das brechreizhemmende Wundermittel, das man mir zuvor in der Bahnhofsapotheke ans Herz gelegt hatte, so tief ein, dass ich es beinahe nicht mitbekomme, in Hamburg angekommen zu sein. ("Das Medikament  macht übrigens ein ´klitzekleines´ bisschen müde, das sei Ihnen gesagt".- Im Nachhinein bin ich mir sicher: Vermutlich nimmt die Apothekerin entweder in ihrer Freizeit  selbst Morphium ein oder sie muss die Flasche mit K.O. Tropfen verwechselt haben...)

Der Freitag beginnt mit der Erkenntnis: Liebe Freunde, auch heute bleibe ich zu Hause! Und schon zeigt die Ungünstigkeit des Krankseins ihre pottenhässliche Fratze erneut: Denn heute wäre ich in den Genuss gekommen, den einzig wahren Mario B., seineszeichens bekannter Comedian, kennen zu lernen. Meinen Magen, die Sau, interessierte das nun aber auch nicht die Bohne, der hatte sich ja auf Badeinrichtungen spezialisiert und konnte der Bekanntschaft mit Menschen ( in diesem Falle: ZUM GLÜCK!!!) nichts abgewinnen. Also: Hiergeblieben. Kein Mario B... Ein paar Anrufe der Arbeitskollegen später, entscheide ich: Dieses Wochenende wird zu Hause in der Heimat verbracht, mütterliche Pflege muss dringend  her. Von der Vollsperrung auf der A7 und den damit zusammenhängenden 3 Stunden im Stau, werde ich keine Details nennen. Nur so viel: Auch hier fand es Kollege Magen recht spannend und im Auto war eine "dufte" Stimmung.

Samstag Morgen: Ein bisschen besser. Magen hält endlich die Klappe, der Schwindel lässt mich ordentlich tanzen. Anruf aus dem Sender: Katastrophe in Japan. Atomunfall nach Erdbeben. Zackig herkommen! Das gab es nach 6 Monaten Arbeit noch nie. ICH will hingehen, mein Tanzpartner Schwindel will nicht.  Und der Blick in den Spiegel verrät mir: Ich sollte besser auch nicht wollen.  Dann lassen wir das.
Stattdessen schnell TV an, Geschehen beobachten. Erschrocken stelle ich fest: Während auf dem einen Sender das ganze Ausmaß der  Katastrophe geschildert wird, läuft bei anderen Spongebob, Telenovela und  Quiz Show. Das ist mir unverständlich! Wie kann man mit dem aktuellen Tagesgeschehen einfach so fortfahren? Ich schalte meinen PC an. Facebook, Twitter, Youtube: Gleiches Phänomen. Freunde plauschen über Reitausflüge, Schminktipps und den Raab des Tages. Ich bin empört. Dann lieber bitte Monopol- TV!  Ich schaue gerne zu, informiert mich!!
Schreckensmeldung über Schreckensmeldung, draußen herrlichster Sonnenschein. Wie paradox!! Ich beobache das Geschehen eine Weile, dann halte ich es nicht mehr aus und mir wird klar:
Ich gehe besser wieder ins Bett, denn: Das macht mich alles noch ganz krank!!

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