Ist es nicht seltsam? Da rettet man sich Woche für Woche wie ein Schiffsbrüchiger zu dieser einen Insel der Glückseligkeit, zählt die Tage, kann sein unglaubliches Glück nicht fassen, bald wieder für zwei Tage in den himmlischen Geschmack eines friedvollen Daseins ohne Verpflichtungen zu kommen..... Und dann ist es da! Das Wochenende. Die Laune ist auf dem Wochenhöhepunkt, den Weg nach Hause beschreitet man im gefühlten Mach3-Hopserlauf, alles ist ist ein bisschen wie in dieser Zottwerbung aus den 90ern, man fühlt sich großartig. Zu Hause mit dem breitest- möglichen Grinsen angekommen, will man sich am Liebsten im Jogginganzug gemütlich aufs Sofa lümmeln, den Lieblingsjoghurt in der Hand (natürlich stilecht von Zott...) und den Abend entspannt vorm Fernseher verbringen. Am Liebsten. Leider stellt man aber bereits beim Gang zum Kühlschrank fest, dass der heiß ersehnte Joghurt unglücklicherweise im Laufe der Woche spurlos verschwunden ist, genauso wie der Rest der eisigen Mitbewohner das Weite gesucht hat. Kurz gesagt: Der Kühlschrank ist so leer, dass der erstaunte Ausruf "Hä, wo sind die ganzen Sachen?" ein Echo auslöst, dass in Mitten apliner Gebirgsketten nicht eindruckvoller erklingen könnte.
Ach Mist. Dann wohl erstmal einkaufen. Aber wenigstens vorher was bequemes anziehen! Auch das stellt sich garnicht mal so einfach dar: Der Schmutzwäscheberg türmt sich inzwischen so hoch, dass das Fenster des Haushaltsraums beinahe komplett verdeckt wird, wohingegen der Kleiderschrank zwar immernoch gut gefüllt ist, jedoch mit Teilen, die höchstens noch für eine 90er Jahre- Revival-Party taugen . Okay. Umziehen ist also auch gestrichen. Dann man los! Es wird also eingekauft, was das Zeug hält. Ist man dann endlich wieder daheim, ist die Lieblingsserie natürlich schon längst vorbei und auf den blöden Joghurt hat man auch keine Lust mehr. ( Sahnejoghurt- pah, der macht ja eh nur dick!)
Der Rest des Abends wird -mehr schlecht als recht- mit seichtem Fernsehprogramm und viel zu ungemütlicher Bürokleidung auf dem Sofa verbracht, um dann irgendwann gegen 23 Uhr vor lauter Müdigkeit ins Bett umzuziehen, immer mit dem Trost, dass man so wenigstens noch ein bisschen im aktuellen Lieblingsschmöker lesen könnte. ( was dann aber sowieso nicht mehr stattfindet..)
Samstag. Der tollste Tag der Woche! Abends kommt Besuch, tagüber kann endlich mal wieder nach Herzen geshoppt werden. Bis einem dann wieder der mannshohe Wäscheberg im Haushaltsraum einfällt. Und überhaupt. "Muss nicht sowieso noch ein bisschen geputzt werden, bevor die Gäste kommen?- Wer kommt denn alles? Ach DER! Der ist ist doch immer so unglaublich neugierig und guckt in jede Schublade. Ja dann, dann muss hier aber noch ein bisschen intensiver geputzt werden. Und die Betten bezogen, der und der bleibt nämlich über Nacht."
Gut, shoppen gehen kann ich ja auch später. Na dann los!"
4 Stunden später strahlt die Wohnung im neuen Glanz, man selbst eher weniger.Das eigene Antlitz muss dringend restauriert werden. Ab unter die Dusche. Ach ja. Und wäschewaschen! Heute tun es vielleicht noch mal die Sachen von gestern. Aber morgen? 2 Stunden später sind sowohl Wäsche als auch man selbst frisch gewaschen und fertig zum Abhängen. Die Eine auf der Wäscheleine, die Andere in der Stadt. Leider ist letztere aber nicht nur fertig,sondern auch fix und fertig. Dann eben zu Hause bleiben. Sachen kaufen kann man ja auch noch ein ander Mal. Die Gäste kommen sowieso bald. - Die Gäste? Mist. Ich muss ja noch das Essen vorbereiten! Also: An die Töpfe, fertig und los. Es wird gebrutzelt als gäbe es kein Morgen mehr, im Ofen riecht es verfüherisch nach Kuchen, die Getränke werden kalt gestellt.
Ene Stunde später ist alles verdrückt, die Küche ein Schlachtfeld, die Gäste sind in Feierlaune. - "Ach, geht nur ohne mich, ich muss ja noch den ganzen Kram hier wegräumen und die Woche war so anstrengend." Während sich also die Horde in Richtung City bewegt, macht man Klarschiff um dann etwas später selbst in die Koje zu fallen.
Sonntag. Die Nacht verlief etwas unruhig. Der Nachtbesuch hat beim nach Hause Kommen eine Vase umgeworfen, während Nachtbesuch Nr. 2 es vorzog, eine halbe Stunde später die von Nr. 1 nicht weggeräumten Scherben mit seinem Fuß aufzusammeln. Aua.
Es ist 10 Uhr. Ha, frisch wie ein Gänseblümchen!Schließlich ist man ja am Vorabend früh zu Bett... Aber was tun? Aus allen Ecken der Wohnung schnarcht es, dass sich die Balken biegen. Auf dem Weg ins Bad fühlt es sich an, als würde man durch ein Minenfeld schreiten, um Niemanden aufzuwecken. So geht das dann die nächsten 3-4 Stunden, bis alle Minen- pardon- Gäste wieder wohl- oder zumindest -auf sind.
Eine Runde Kopfschmerztabletten später, macht sich der erste Appetit breit, der ebenso charmant wie leise geäußert wird: HUUUUUNGER!!
Also: Ab in die Küche. Gut, dass gestern noch alles weggeräumt wurde! Die Einkäufe vom Freitag werden also geballt auf dem Frühstückstisch verteilt und zum Verpeisen angeboten. Leider ist den Gästen aber inzwischen wieder eingefallen, dass sie auf Grund des massiven Alkoholkonsums des Vorabends leider doch nichts essen können. Wie doof.
3 Duschen und weitere 2 Stunden später haben sich die Gäste verabschiedet, die Bude ist wieder ein Schlachtfeld, das Badezimmer quasi unbenutzbar. Dann mal los.Es wird geschrubbt gesaugt, geräumt. Die Nachbarn finden das unerhört. Am heiligen Sonntag die Wohnung zu putzen! Unfassbar!!
Es ist inzwischen Abend geworden. In der Zwischenzeit wurde der gemeine "Wochenendegenießer" zusätzlich noch von einer miesen Ladung ungebügelter Herrenhemden überfallen, die einem nicht nur die letzte verbliebene Zeit, sondern auch den letzten Nerv rauben.
Großartig. Beim Zähneputzen noch der Dialog: " Ein wahnsinns Wochenende oder?- Ja, unglaublich wahnsinnig. Kaum zu glauben.
Montag: 7 Uhr.Der Wecker klingelt. Zwischen letzten wirrren Traumepisoden huscht ein Gedanke durch die Synapsen, der innerhalb von Sekunden das langersehnte Gefühlt absoluter Glückseligkeit hervoruft:
Endlich wieder Montag!!!!